Altbürgermeister Frank Springer ist von der Bühne des Lebens mit viel Musik verabschiedet worden – Stehplätze in der Stadtpfarrkirche

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Eine große Trauergemeinde verabschiedete Frank Springer in einem Gottesdienst mit viel Musik statt vieler Worte. − Fotos: Lambach
Neuötting. „Er fehlt so sehr, der Frank!“ Mit diesen Worten hat Pfarrer Michael Witti vom Pfarrverband Feichten am Samstag den Trauergottesdienst für Altbürgermeister Frank Springer eingeleitet. Springer war am 25. Juni im Alter von 69 Jahren im Schlaf an Herzversagen gestorben. Mit einem Lächeln habe der Frank sich noch von seiner Rosl verabschiedet, bevor sein Herz, „sein riesengroßes Herz“ aufhörte zu schlagen, sagte Witti vor der großen Trauergemeinde in der Stadtpfarrkirche. St. Nikolaus hatte gar nicht genug Sitzplätze für alle, die Springer ein letztes Geleit geben wollten. Witti hielt den Gottesdienst in Konzelebration mit Pfarrer Florian Wöss und dessen Vorgänger, Pfarrer Georg Ebertseder.

 Sein Wunsch: Keine AnsprachenNeben seiner Rosl, seinen beiden Söhnen und der ganzen Familie waren all jene da, mit denen Frank Springer zu tun hatte: Die Vereine, die ihm am Herzen lagen, die Menschen, denen er als Lehrer zu begegnete, und natürlich die Weggefährten aus Wirtschaft und Politik – Springer war jahrelang Stadtrat und von 1996 bis 2008 Bürgermeister der Stadt Neuötting, er war Kreisrat und Bezirksrat für die CSU. Er engagierte sich für das Inn-Salzach-Euregio-Jugendorchester – das im vergangenen Jahr erstmals ohne ihn im Stadtsaal hatte spielen müssen.

Ganz viele dieser Weggefährten wären Kandidaten gewesen für eine Ansprache im Trauergottesdienst, doch Springer hat das nicht gewollt: „Auf Wunsch des Verstorbenen sollen beim Gedenkgottesdienst keine Ansprachen gehalten werden“, hieß es in der Todesanzeige. So war der Trauergottesdienst der würdevolle Rahmen für den starken Abgang eines starken Mannes von der Bühne des Lebens. Statt vieler Ansprachen gab es nur die Rede des Pfarrers, die Fürbitten seiner Enkelinnen sowie seiner beiden Söhne und eine kurze Beschreibung des hilfsbereiten und sehr geselligen Menschen Springer von seiner Enkelin Petra.

Pfarrer Michael Witti erinnerte an den Menschen, der in der Erinnerung das Bild eines Mannes mit einem „strahlenden, herzlichen Lächeln“ hinterlässt. Witti sprach von dem gesundheitlichen Auf und Ab des letzten Jahres. Im Januar hatte Springer sich auf die Intensivstation des Krankenhauses begeben müssen, jeder Atemzug sei eine Qual gewesen, sagt Witti, und dennoch habe Springer eine große „Ruhe in seinem Blick“ gehabt: „Ohne Worte hat er beim Abschied im Januar lange meine Hand gehalten“, beschrieb Witti diesen Augenblick. Danach sei es aber wieder aufwärts gegangen, nach einer Reha sei es Springer wieder besser gegangen. So habe er am Abend zuvor im Krankenhaus mit seiner Rosl noch „gegessen und gelacht, ihr habt Euch noch verabschiedet“ – und dann habe in der Nacht ohne äußere Anzeichen sein Herz aufgehört zu schlagen. Man sei überfordert gewesen, „weil er doch so schnell ging“ – und man konnte nur noch „betend und schweigend“ Abschied nehmen von „diesem wunderbaren Menschen“, sagte Witti.

Nach dem Medizin- und Lehramtsstudium hatte Springer sich der Kommunalpolitik zugewandt und hier maßgebliche Entscheidungen getroffen, so Witti. Doch es war vor allem seine „ganz persönliche Art im Umgang mit Menschen, die den Frank zu einem unverwechselbaren Menschen machten“. Und was Springer „den Menschen in den Vereinen, den vielen politischen Weggefährten wirklich bedeutet hat, das kann kein Mensch in Worte fassen, dafür war sein Leben zu groß, zu vielfältig“. Schon im Januar habe Springer ihn wissen lassen: „Er wollte am Ende keine großen Worte, aber er wusste um die bleibende Verbundenheit mit seinen Freunden – der Musik, die ihm so viel bedeutet hat.“

Und so forderte Witti die Trauergemeinde auf, sich von der Musik helfen zu lassen, noch einmal „still zurückzuschauen“ auf die Begegnungen mit Frank Springer. Kirchenmusiker André Gold oblag es, dafür den Rahmen zu bilden – und er verzauberte mit einer wunderbar sanften, ganz zart klingenden meditativen Orgelimprovisation, seinem letzten Gruß an Frank Springer. Ein Trompetensolo von Ludwig Sprüderer hatte zuvor den Gottesdienst eingeleitet, der vom Kirchenchor begleitet wurde, Rosmarie Ecklkofer sang für Springer ein letztes Solo, und an der Harfe widmete Hedwig Schmeidl dem Altbürgermeister ein Musikstück zum Abschied.

Die einzige „Ansprache“ außerhalb der Worte des Pfarrers und der Fürbitten hielt Enkelin Petra. Sie gestand, dass sie damals, als ihre Oma ihr den Frank vorgestellt hatte, gesagt habe, dass sie „keinen neuen Opa“ wollte. Aber der Frank sei immer für sie und die Familie da gewesen, auch und gerade, wenn es mal nicht so gut lief. Sie zeichnete das Bild des fröhlichen Gastgebers, der mit offenen Armen und einem „Hallo, Servus“ seine Gäste so empfing, dass jeder sich willkommen fühlte. Sie erinnerte an seine Leidenschaft für Witze – die er auch bei seinem Klinikaufenthalt den Krankenschwestern erzählte, sie erinnerte an gemeinsame Zeiten mit einem „Genussmenschen durch und durch“. Gern habe sie Abende lang mit ihm diskutiert, „wobei wir selten einer Meinung waren“. Sie beschrieb auch Springers Fähigkeit „Menschen zusammenzubringen“. In seinem Leben habe er viele Spuren hinterlassen – für die einen sei dies der Stadtplatz Neuötting, für andere eine Skifahrt nach St. Johann, für wieder andere ein Konzert im Stadtsaal.

Ein letztes „Servus, Frank“Ein Abschiedsstück der besonderen Art gab kurz vor Ende des Gottesdienstes der Mitbegründer des Inn-Salzach-Euregio-Jugendorchesters, Thomas Breitsameter, zusammen mit Janusz Myschur: „Adios nonino“ – jenen Tango, den Astor Piazolla seinem verstorbenen Vater gewidmet hatte. Am Abend zuvor hatten der Geiger und der Akkordeonist es noch beim Arkadenhofkonzert gespielt – nun nahm die Kirche St. Nikolaus die Musik auf.

Zuletzt hatten die Trauernden die Möglichkeit, an der mit Sonnenblumen geschmückten Urne und einem Foto von einem strahlenden Frank Springer Abschied zu nehmen und ihm ein leises „Servus, Frank“ mit auf den Weg zu geben. Die Beisetzung fand im engsten Familienkreis auf dem Neuöttinger Friedhof statt.          −      ina